Das Lichtschiff



Erhob’nen Hauptes stand er ganz allein
Und blickte – ohne Wehmut jetzt – zurück
Auf diesen kleinen Lebenslauf in seinem Sein,
Auf all das Leid, das Sehnen und das kurze Glück.

Den Seinen fiel der Abschied nicht so leicht.
Und eine gab es, die ihn liebte und sehr weinte.
Die Sonne hatte in der Ferne den Zenith erreicht.
Es gab nichts mehr zu tun, er meinte

Jetzt sogar, alles sein ein Traum gewesen.
Die Zeit zum Aufbruch kam, und kaum
Stach er in See, war er auch schon genesen
Vom Bann der Illusion, dem großen Weltentraum,

Und frei und immer freier, selig schwebend,
Flog er mit seinem Schiff ins Licht hinan,
In helle Sphären, Wolkenberge sich erhebend.
Und jetzt, jetzt fing das wahre Leben an!

Und jene, die ihn liebte, sie saß still allein.
Im Leeren schutzlos und verwaist gelassen.
Als könnte ohne ihn auch sie nicht sein.
Lautlose Tränen konnten ihren Schmerz nicht fassen.

Und irgendwie entrückt ging sie nach draußen
Und blickte in die fernen Himmelsweiten
Und hörte nicht sein Schiff das Lichtermeer durchbrausen,
Noch hörte sie das Liebeslied, das weht durch alle Zeiten.

Und doch, im letzten Abendlicht fand sie dann Trost:
„Vielleicht bin ich ja doch nicht ganz allein!“
Das ist der Menschen schweres Los:
Im Meer der Illusion so hoffnungslos verlor’n zu sein.