Der Verrückte


Für Helmut F. Kaplan

 

Alle tranken sein Gift
Und wurden wahnsinnig.
Nur einer nahm das kühle Brunnen-Nass
Und benetzte nur seine Hände,

Aber nicht seine Lippen.
Oh, wie einsam war sein Los
Als einziger die Wahrheit zu kennen und zu künden!
Und alle schimpften ihn den Verrückten!

Alle aßen von dem Fleisch
Nicht des goldenen, sondern des gemarterten Kalbs.
Sie berauschten sich an seinem Blut,
Und sogen Wahnsinn aus dem Mark

Jedes zersplitterten Knochens.
Sie verkauften sein Fell und seine Haut
Und schmückten ihre Frauen
Mit seinen Gebeinen.

Wo ist er, der einsame Rufer,
Der nicht von dem Leichenfleisch aß,
Und sich nicht in Kuhhäute kleidete,
Sondern sich mit trockenem Brot

Und dem Wasser der Wahrheit begnügte?
Alle schimpften ihn den Verrückten
Und schlossen ihn fortan aus
Von den Tafeln des Ruhms und der Macht.

Was wird bleiben am Ende des Wahnsinns
Dieser barbarischen Zivilisation?
Nur die Worte der Weisen,
Die Lieder der Barmherzigen,

Die Mahnungen der zerlumpten Engel,
Der verleumdeten Toren von einst.
Sie stehen unsterblich auf den Ruinen der Schlachthöfe,
Auf den Steinen der zerstörten Brunnen von Blut,

Und wie leuchtende Sterne am Firmament
Einer neuen Hoffnung, einer neuen Welt.