Tagträume eines Menschenaffen



Grün. Bananenblätter.
Das warme Licht der Sonne
Auf dem Pelz.

Das wilde Spiel der Affenhorde.
Der kleine Affe, den
Die Mutter auf dem Rücken trägt.

Und süße Früchte,
Süße Früchte,
Kühles Wasser.

Kaum jemand, der das helle
Dschungelrund betritt.
Und wenn, dann schwingen wir uns hoch,

Laut schnatternd, in die Lüfte.
Wir sind ein freies Volk,
Ein stolzes Volk, Makaken.

Der Duft der Blüten nach dem Regen.
Wir schütteln unser nasses Fell.
Wie gut es ist zu leben!

Und zu lieben! Die eine,
Meine Frau, mit der ich
Alles teilte, manchmal balgte,

Sie war die Schönste.
So glänzend war ihr Fell
Und ihre dunklen, klugen Augen,

Die hatte auch mein kleines Affenkind,
Das, das sie damals
Auf dem Rücken trug,

Als Schüsse fielen. Vögel
Kreischend flohen und
Ein paar Affen mit gebleckten Zähnen

Gefangen wurden,
Beißend, blutend, kreischend,
Schließlich wimmernd.

Mir bleibt nur noch der Zorn.
Den Schmerz, den kann ich
Nicht mehr fühlen.

Die weiße, große Hand,
Die mir die Spritze gibt, ich will nichts
Als sie beißen, beißen, beißen!

Die Spritze tut nicht weh,
Doch nachher juckt mein Fell,
Dass ich mich blutig kratze.

Meine Augen brennen,
Tränen, mir ist übel.
Die weiße Hand,

Die Menschenhand,
Bedeutet nichts
Als unsagbare Qual.

Ich nehme allen meinen Zorn
Und werf mich damit selbst
Gegen die Gitterstäbe.

Ich beiße mir ins eig’ne Fell,
Ich saug an meinem Blut,
Da ist kein Schmerz mehr,

Nur noch grenzenlose Wut.
Das ist die Hölle. Jeden Tag
Mein letzter Kampf

Wird nicht für mich sein,
Sondern für meine Frau,
Mein kleines Affenkind,

Für meine Sippe.
Ich werde alles beißen, beißen, beißen,
Selbst meine wunden Augen, meinen Zorn.

„Hör auf zu schrei’n!“
Die kalte Stimme. „Du Biest!“
Oh, keine Güte kennt der Mensch!

Nein, keine Güte, kein Erbarmen!
Und wieder muss ich mich erbrechen,
Fellbüschel überall, und Kot.

Die Hand des Todes,
Ja, auch sie werde ich beißen,
Doch nicht so fest,

Nein, nicht so fest
Wie die der Menschen,
Weil allein der Tod

Mit Güte, mit Erlösung
Zu mir kommt
Und leise spricht:

„Mein armes Tier,
Ich bin der Balsam deiner Wunden.
Dein Leiden ist vorbei.

In mir nur findest du Vergessen.
Jetzt schmerzt nichts mehr,
Als wäre wieder alles Grün

Und Vogelstimmen
Zwitscherten wie einst.
Und kühle Wasser rauschen.“

Sie rauschen leise, sind es Tränen?
Tränen, die keiner weint,
Für mich, hinter den Gittern.

Märtyrer für die Wissenschaft,
Nur ein Objekt der Forschung,
Für den Wohlstand

Gestorben, kampflos,
Eines Morgens
Um halb neun.