Die Liebe eines Kaninchens



Wenn Du traurig warst,
Hab ich Dich abgeschleckt.
Wenn Dein nervöses Näschen unruhig ging,
Hab ich mich fest an Dich gedrückt.
Dann warst Du ruhig.

Geliebte Schwester,
Wie vermiss ich Dich!
Mit meinen langen Ohren
Höre ich jeden Laut, jedes Geräusch,
Allein im großen Stall.

Wann kommen sie,
Um mich zu holen
Und unsanft am Genick zu packen,
Wie Dich an jenem Tag, ganz plötzlich?
„Der Braten, der wird sicher köstlich!“

Wir Langohr’n sind ein sanftes Volk,
Geboren, um die Welt zu segnen,
Mit Fruchtbarkeit
Und vielen Kindern,
Und unserer liebevollen Energie,

Der Energie des Mondlichts.
Wir können nicht verstehen,
Wie ihr uns grausam töten könnt!
Wir woll’n noch immer eure Freunde sein,
Die Glücksbringer des Menschen.

Jetzt bin ich ganz allein im Käfig
Und meine Tränen fließen ohne Ende ...
Nicht nur für meine Schwester, mein verfolgtes Volk,
Sondern auch für euch Menschen,
Schlächter der eig’nen Menschlichkeit.

In Liebe, ein Kaninchen